Richtig kompostieren: Betriebsanleitung für die Wurmkiste

Wie funktioniert die Wurmkiste? Was brauchen die Würmer? Welche Schwierigkeiten können auftreten und wie löse ich sie? Mit dieser Anleitung bist du in 30 Minuten Wurmkistenprofi. Die Broschüre erhältst du auch gemeinsam mit deiner Wurmkiste.

Betriebsanleitung Dez 2022

Hier ein Vorgeschmack aus der Betriebsanleitung mit den häufigsten Fragen:

1. Wie funktioniert Wurmkompostierung?

Ganz einfach erklärt: Kompostwürmer haben Biomüll zum Fressen gerne. Und sie haben uns etwas Wesentliches voraus: Ihre Ausscheidungen sind wertvoller Dünger.

Nun noch etwas genauer: Bevor die Würmer ihre Arbeit verrichten, schließen Mikroorganismen die Oberfläche des Biomülls auf, um sich mit den gewonnenen Stoffen zu vermehren. Auch andere Kleinstlebewesen und Pilze sind daran beteiligt. Die Kompostwürmer haben keine Zähne und saugen an Pilzen und Bakterien. So verdauen sie das Substrat, Mikroorganismen sowie mineralische Zusatzstoffe und erzeugen daraus Wurmkot, der eine stabile Masse ergibt und aussieht wie kleine Krümel. Wurmkot ist nichts anderes als der fertige Wurmkompost bzw. Wurmhumus. So wird aus 10 kg Biomüll 1 kg Wurmhumus. Dieser enthält bis zu 7x so viele Nährstoffe wie normale Gartenerde.

Durch Kompostierung wird CO2 wieder in der Erde gebunden – so kann eine Wurmkiste ca. 67 kg CO2 pro Jahr einsparen (im Vergleich zur Entsorgung im Restmüll in einer Großstadt wie Wien).

2. Was soll hinein?

Würmer sind vorzugsweise Rohkost-Veganer. Damit ist schon viel erklärt.
Geeignetes Wurmfutter:

  • Rohe, kleingeschnittene und schimmelfreie Obst- und Gemüsereste
  • Tee- und Kaffeesatz
  • Blätter (keine Nussblätter)
  • Eierschalen (gewaschen und fein pulverisiert)
  • Pflanzenreste
  • Papier- und Kartonschnipsel, z.B. von Klopapierrollen und Zeitungspapier
  • kleinere Mengen getrockneter Rasenschnitt oder Moos.

Du möchtest es genau wissen? In unserer Futterliste findest du mehr dazu.

Schön und praktisch: unser Futter-Plakat zum aufhängen

3. Was soll nicht hinein?

  • Giftige, schwer verdauliche und sehr trockene Lebensmittel
  • Chemikalien
  • Knochen, Fleisch, Wurst, Milchprodukte
  • Zitrusfrüchte und -schalen (nur in sehr kleinen Mengen möglich)
  • Getreideprodukte (Brot, Gebäck, Mehl, Nudeln etc.)
  • Hochglanz- und Chlor-gebleichtes Papier
  • Gekochtes, mariniertes und gesalzenes Essen.

Genauere Infos erhältst du in den FAQs und in der Futterliste.

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4. Starten der Wurmkiste

  1. Gib die Würmer samt Substrat – welches mit vielen Mikroorganismen als Kompostier-Helfer angereichert ist – auf die Membran in der Kiste.
  2. Feuchte Kartonschnipsel (z.B. 1-2 Seiten des Verpackungskartons klein reißen) ebenfalls in die Kiste geben und gar nicht oder nur oberflächlich vorsichtig untermischen.
  3. Mit einer Sprühflasche 0,4 Liter Wasser in die Wurmkiste sprühen. Info: Das Substrat sollte nur anfangs so extrem feucht sein, da die trockenen Holzwände noch Wasser ziehen. Beim Low-Budget Wurmkomposter wird etwas weniger Wasser benötigt, da kein Holz vorhanden ist.
  4. Decke den Inhalt mit der mitgelieferten Hanfmatte ab. So bleibt die Feuchtigkeit im Substrat. Die Hanfmatte liegt immer oben auf, zum Füttern einfach anheben.
  5. Jetzt ist es erstmal Zeit, die Würmer in Ihrem neuen Zuhause ankommen zu lassen. Sie hatten eine lange Reise und werden die ersten Tage alle Ecken Ihres neuen Lebensraums erforschen wollen. Wundere dich deshalb nicht, wenn sie neugierig in der Kiste herumklettern.
  6. Gefüttert wird ab dem 3. Tag. Anfangs gilt: weniger ist mehr!

Mehr Infos findest du in der mitgelieferten Betriebsanleitung und in den FAQs.

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5. Futter: Wie viel und wie oft?

Als wichtige Grundregel gilt hier: Wenn der obere Biomüll (2-4cm) weggenommen wird, sollten gleich darunter Kompostwürmer zu finden sein. Dann wurde alles richtig gemacht. Falls Geruch entsteht, wurde zu viel gefüttert!

Die ersten 6 Monate dienen zum Aufbau des Mikroklimas im Wurmzuhause. Zu Beginn braucht es deshalb etwas Zeit, bis sich die volle Fressleistung etabliert hat. Gestartet wird mit 100g Futter/Tag, also 2-3 Esslöffel. In kleinen Schritten kann man die Futtermenge erhöhen. Die Wurmpopulation passt sich nach und nach an die Futtermenge an.

Mehr Infos findest du hier.

bio

6. Fressen meine Würmer nur BIO?

Kompostwürmer können mit Lebensmitteln, welche mit chemischen Pflanzenschutzmitteln behandelt wurden, durchaus umgehen. Kompostwürmer werden beispielsweise eingesetzt, um Schwermetalle und Pestizidrückstände aus Klärschlamm zu filtern. Würmer reichern in ihrem Körper bis zu 50 mal höhere Konzentrationen an Giften an, als in der Umgebung vorhanden ist. Teilweise können sie Pestizide auch selbst wieder abbauen. Wir empfehlen jedoch biologische Lebensmittel – so bleibt den Würmern die Vergiftung erspart.

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7. Fakten zum Wurmleben

Kompostwürmer sind Hermaphroditen. Beim Geschlechtsverkehr wird Sperma ausgetauscht und beim Abstreifen des Rings, der außen sichtbar ist, kommt es zur Befruchtung. Der abgestreifte Ring zieht sich zu einem Kokon zusammen, der aussieht wie eine Mini-Zitrone. Daraus schlüpft der Nachwuchs. Ein Kompostwurm kann unter optimalen Bedingungen bis zu 5 Jahre alt werden.

Die Population verdoppelt sich alle drei Monate. Eine Überbevölkerung in der Kiste ist allerdings nicht möglich. Sie regulieren ihre Anzahl und stoppen rechtzeitig die Vermehrung.

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8. Optimale Bedingungen

Keine Sorge, Kompostwürmer sind robust und halten einiges aus. Der Kisteninhalt sollte allerdings nie austrocknen! Normalerweise kommt aber durch den Biomüll genug Wasser, welches vom mitgefütterten Karton aufgesaugt und gespeichert wird. Wenn die obere Schicht nicht komplett trocken ist, kannst du davon ausgehen, dass die Feuchtigkeit in der Kiste auch passt.

Der Vorgang der Wurmkompostierung braucht Sauerstoff. Daher hat die Wurmkiste ausreichend Luftlöcher. Außerdem ist es wichtig, dass der Biomüll keine zu kompakte Masse bildet. Das Wurmfutter sollte daher nur klein geschnitten und nicht gemixt werden.

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9. Pflege

Die Mineralmischung hält den pH-Wert im neutralen Bereich, da manches Futter (z.B. Kaffee) ein eher saures Milieu hervorrufen würde. Zudem versorgt sie die Würmer mit notwendigen Mineralien für ihr Wohlergehen. Ideal ist es, monatlich 1-2 gestrichene Esslöffel – je nach Füllstand der Kiste – unter die Hanfmatte streuen (bei der Familienwurmkiste 2-4 EL/Monat). Beginne damit 3 Wochen, nachdem du die Kiste gestartet hast. Achtung: Mineralmischung nicht überdosieren! Falls die Mineralmischung ausgeht, kann sie auch vorübergehend mit pulvrig vermahlenen Eierschalen ersetzt werden. Längerfristig empfehlen wir die Mineralmischung, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.

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10. Schichten in der Wurmkiste

Der Biomüll in der Wurmkiste zersetzt sich fortlaufend in Humus.

  1. Die oberste Schicht besteht aus 2-4 cm frischem Biomüll.
  2. Direkt darunter sind die Würmer sehr aktiv und beginnen mit ihrer Arbeit.
  3. Im unteren Bereich der Wurmkiste befindet sich der fertige Humus. Dort ist kaum noch Fressbares und daher sind auch nur noch wenige Würmer zu finden.

Dieses Prinzip hilft bei der Ernte des fertigen Wurmhumus.

11. Wurmhumus und Wurmtee

Wurmhumus und Wurmtee sind der optimale Dünger für deine Pflanzen. Sie werden ertragreicher und widerstandsfähiger, sodass Blattläuse, Mehltau etc. geringere Chancen haben. Die Mikroorganismen helfen fleißig in der Kiste mit und gelangen schlussendlich mit gebundenen Nährstoffen in den Wurmhumus und Wurmtee.

Hier entlang, wenn du mehr über Wurmtee und Wurmhumus erfahren möchtest!

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12. Willkommene Mitbewohnende als Hilfe

Neben den Mikroorganismen und Kompostwürmern finden sich noch weitere Bewohnende im Wurmzuhause. Sie helfen beim gemeinsamen Kompostieren. Hier findest du mehr über Springschwänze, Milben und Enchyträen, etc. sowie Hilfe bei der richtigen Bestimmung.

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13. Mitbewohnende als Indikatoren

Je nach den Bedingungen in der Wurmkiste, können weitere Mitbewohner
auftreten. Hier ein Überblick:

  • Milben sind neben den Würmern wichtige Zersetzer. 2-4 Wochen nach dem Start der Kiste bemerkt man oft einen sprunghaften Anstieg der Anzahl an Milben, welche sich innerhalb kurzer Zeit wieder reguliert. Später treten sie eher auf, wenn es sehr feucht ist. Durch Untermischen von Kartonschnipseln und regelmäßiges Lüften untertags, kann die Feuchtigkeit reduziert werden. Sie treten gerne in Gruppen auf. Die Schildkrötenmilbe sammelt sich meist an den Ecken. Absaugen mit dem Staubsauger ist möglich. Milbe ist ein sehr allgemeiner Begriff – mit etwa 50 000 bekannten Arten in 546 Familien sind sie die artenreichste Gruppe der Spinnentiere. Die beiden oben genannten Milben, treten am häufigsten in der Wurmkiste auf.
  • Ameisen: Wenn die Wurmkiste draußen steht, kann es passieren, dass Ameisen einwandern. Sie sind keine Gefahr für die Würmer, jedoch sind sie Futterkonkurrenten. Das Auftreten von Ameisen zeigt, dass trockene Bedingungen vorherrschen. Abhilfe schafft das Einbringen von Wasser mit einem Zerstäuber. Falls die Ameisen dennoch nicht auswandern wollen, kann man einen dicken Kreis aus Zimt um die Wurmkiste streuen. Am effektivsten funktioniert dies, wenn man die Ameisenstraße verfolgt und dort ebenso Zimt ausstreut. Weiters kann helfen, die Wurmkiste auf ein mit Wasser gefülltes Blech zu stellen. Dies stellt eine Barriere für die Ameisen dar. Falls deine Wurmkiste keine Rollen hat, kannst du dafür Becher, Dosen, Hölzer,.. verwenden.
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14. Prozesse beobachten und abwarten

Eine Wurmkiste ist ein Ökosystem mit unzählig vielen verschiedenen Abläufen und komplexen Zusammenhängen. Wenn du dir unsicher bist, ob die Würmer ein bestimmtes Futter mögen, kannst du es mit einer kleinen Menge in einer Ecke ausprobieren und den Prozess beobachten. Wie Würmer untereinander kommunizieren, warum Springschwänze zu scheinbar Millionen auftauchen und tags darauf wieder verschwunden sind – das sind Fragen, die nicht einmal Wurmforscher:innen beantworten können.

Falls ein unerklärliches Phänomen in der Wurmkiste auftritt, am Besten erstmal beobachten:

  • Was genau kann man sehen?
  • Welche Ursachen könnte es geben? z.B.: Änderung von Standort, Futter
  • Was verändert sich im Laufe der Woche?
  • Verschwindet das Problem oder wird es größer?

Wenn du unsicher bist, kannst du für eine Woche einen Futterstopp einlegen und die Feuchtigkeit kontrollieren – dies stabilisiert das Ökosystem. Viele Probleme lösen sich daraufhin von selbst.

MÖGLICHE SCHWIERIGKEITEN UND DEREN LÖSUNGEN

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15. Meine Würmer brechen aus!

Generell sollte das nicht vorkommen und deutet auf Stress hin. Entweder ist es ihnen zu heiß, zu feucht, zu trocken, das falsche bzw. zu viel Futter oder die Wurmkiste wurde gerade erst gestartet. Ein Grund kann auch ein Wetterumschwung sein, den die Würmer spüren. Versuche auf jeden Fall, die Ursache zu finden.

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16. Die Würmer werden weniger / bilden Knäuel

In einer lebensfreundlichen Umgebung verdoppeln die Würmer ihre Anzahl alle 3 Monate. Eine Reduktion der Anzahl ist also unnatürlich und soll auf ein Problem hinweisen. Es kann aber auch sein, dass deine Würmer gerade weiter unten in der Kiste sind, was z.B. ihre natürliche Fluchtreaktion bei Kälteeinbrüchen wäre. Lies dir am besten die Betriebsanleitung bzw. die FAQs nochmal aufmerksam durch und überlege, ob du alles so gemacht hast, wie beschrieben.

Was auf Stress hindeutet ist, wenn die Würmer in den Ecken Knäuel bilden mit mind. 20 Stk. oder mehr. Da Würmer zum Sterben meist an die Oberfläche gehen um dort von den weißen Milben zersetzt zu werden, sollten Probleme für aufmerksame Anwender schnell erkennbar sein.

Staunässe, falsches Futter oder Austrocknen sind die häufigsten Ursachen für eine Reduzierung des Bestandes. In seltenen Fällen kommt es zu einer Vergiftung durch einen zu hohen Eiweißanteil in der Nahrung (Getreide oder Brot) – erkennbar am Einschnüren der Würmer und starker Geruchsentwicklung. Hier am besten mit Kartonschnipseln oder Kokosfasern gegensteuern. Falls die Anzahl an Kompostwürmern schon sehr geschrumpft ist, kannst du auch mit einer neuen Startpopulation das Wachstum ankurbeln. Diese kannst du bei uns im Onlineshop nachbestellen.

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17. Unangenehmer Geruch

Falls zu viel gefüttert wurde und die Würmer mit dem Verspeisen nicht nachkommen, kann der Biomüll an der Oberfläche zu stinken beginnen und sollte entfernt werden. Dies gilt auch, falls sich Schimmel gebildet hat, hier werden die betroffenen Stellen entfernt.

In der Wurmkiste muss Luft zirkulieren und Wasser ablaufen können. Wenn das Wasser nicht abfließen kann, weil z.B. die Membran verstopft oder das Substrat zu dicht ist, kann sich Staunässe bilden. Durch die anaeroben Verhältnisse entstehen Fäulnisbakterien, welche sehr stark riechen können. Bitte also die Membran kontrollieren und ggf. säubern, trockene Kartonschnipsel vorsichtig unterheben. Durch das Durchmischen kommt wieder Sauerstoff in das Substrat und der Geruch sollte schnell verfliegen.

fliegen

18. Fliegen in der Wurmkiste

Als Erstes ist es wichtig, die Fliegen eindeutig zu identifizieren. Hilfe dazu findest du in den FAQs. Bei Fliegen ist es ratsam, rasch zu handeln, bevor es wirklich viele werden!

pilze

19. Was tun bei Schimmel?

Weißer Schimmel kann zu Beginn z.B. die Hanfmatte betreffen, da sich die Mikrobiologie noch etablieren muss. Wenn anderer Schimmel vorkommt, das schimmlige Material entfernen und überlegen, warum genau dieses Stück schimmlig geworden sein könnte.

Pilze entwickeln sich aus Sporen. Diese sind in der Luft und grundsätzlich überall zu finden. Im Wurmteetassenfach unterhalb der Membran haben Pilzsporen anfangs ein leichtes Spiel und siedeln sich dort gerne an, da es dort warm und feucht ist. Bitte einfach entfernen – entweder wieder in die Wurmkiste/Kompost oder in den Restmüll geben. Sobald sich die Mikrobiologie in der Kiste weiter entwickelt hat, kommen Pilze eigentlich nicht mehr vor – also einfach ein wenig Geduld. Aber bitte nicht Verzehren.

Ich habe noch eine Frage!

Falls jetzt noch Fragen zum Kompostieren mit der Wurmkiste offen sind, gibt es folgende Möglichkeiten:

  1. in einem Buch zu Wurmkompostierung nachschlagen.
  2. Unsere FAQs: Hier findest du Antworten zu häufig gestellten Fragen.
  3. In unserer Facebook-Community nachfragen. Dort tummeln sich schon tausende Wurmkistenexpert:innen und helfen rasch!
  4. Eine E-Mail an den Support schreiben.

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Die Anleitung ist erweitert durch zusätzliche Themen und Fotos vom Innenleben. Alles was nötig ist um eine Wurmkiste optimal zu betreiben.

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